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US-Markt für Medizintechnik gibt nach

Schwächere Nachfrage nach Medizintechnik und Ausrüstung erwartet

Das Wachstum am US-Markt für Medizintechnik dürfte sich mittelfristig abschwächen. Das Marktforschungsinstitut Freedonia zeigt sich in seiner mittelfristigen Prognose vorsichtig verhalten. Bis 2021 soll der Markt für medizinisches Verbrauchsmaterial, medizinische Ausrüstungen und Medizintechnik laut dieser Quelle wertmäßig um 1,6 Prozent pro Jahr wachsen. Dabei handelt es sich ausdrücklich um einen Nominalwert, wie Freedonia auf Nachfrage bestätigte. Wird die prognostizierte Jahresinflation von 1,9 Prozent im Jahr 2018 beziehungsweise 2 Prozent im Folgejahr gegengerechnet, würde sich auf kurze Sicht ein Wert zwischen Stagnation und einem Minus ergeben.

Im Jahr 2017 hatte der US-Markt für medizintechnische Produkte ein Volumen von 112,7 Milliarden US-Dollar (US$) und damit gegenüber dem Vorjahr ein wertmäßiges Wachstum von 8,8 Prozent. Diese Angaben beruhen auf Daten der U.S. International Trade Commission, die zum Handelsministerium gehört, sowie der Statistikbehörde U.S. Census Bureau.

Die ebenfalls zum Handelsministerium gehörende Investitionsförderagentur SelectUSA bezifferte das Marktvolumen für Medizintechnik für 2017 mit 156 Milliarden US$. Der Unterschied ergibt sich dadurch, dass die Organisationen unterschiedliche Herstellersparten zum Oberbegriff Medizintechnik zuordnen. SelectUSA hat mehr Warengruppen, darunter medizinisches Verbrauchsmaterial, medizinische Möbel, Rollstühle, orthopädische Instrumente und nichtelektrische Ausrüstungen etc. berücksichtigt.

USA weltgrößter Markt für Medizintechnik

Beide Zahlen veranschaulichen aber, dass es sich bei den USA um den weltgrößten Markt für Medizintechnik handelt, mit über 30 Prozent Anteilen am globalen Absatz. Sowohl das Qualitäts- als auch das Preisniveau sind sehr hoch. Letztes wirkt sich positiv auf die Ausgestaltung der Verkaufsmargen aus.

Zu den gut nachgefragten medizintechnischen Erzeugnissen gehören Diagnose- und Bestrahlungstechnik, darunter CT-Scanner, Produkte zur Neuromodulation, zur Behandlung der Wirbelsäule und des Muskel-Skelettsystems, Sauerstoff- und andere Geräte zur Rehabilitierung der Atemfunktion, Insulinpumpen, Blutzuckermessgeräte, Herzschrittmacher. Immer stärker gefragt ist OP-Robotertechnik, um chirurgische Eingriffe zu unterstützen. Auch das Segment der IKT-Produkte zur Gesundheitsfürsorge wächst schnell, insbesondere tragbare Geräte und Apps.

Krankenhäuser und Kliniken stellen mit einem wertmäßigen Anteil von 49 Prozent aller Verkäufe die wichtigste Kundengruppe dar. Sie nehmen den Löwenanteil der großen und teuren medizintechnischen Geräte ab. Auf private Abnehmer, bedingt durch die steigende Zahl häuslicher Therapieformen, entfallen 17 Prozent aller Verkäufe, gefolgt von ambulanten Einrichtungen mit 15 Prozent. Spezialisierte Arztpraxen kaufen weitere 7 Prozent.

Nachfrage droht nachzulassen

Auf mittlere Sicht dürften die Wachstumsraten am Markt für Medizintechnik abflachen, trotz alternder Bevölkerung. Mehrere Gründe sprechen dafür. So wird die Anzahl der Gesundheitseinrichtungen im Saldo mittelfristig nur unwesentlich steigen. Klinikneubauten stehen Zusammenlegungen oder Schließungen von Gesundheitseinrichtungen in Ballungsgebieten gegenüber. Statt quantitativer rücken qualitative Verbesserungen der Gesundheitsfürsorge in den Vordergrund, darunter alternative und kostengünstigere Therapieformen wie Gentechnik oder präventive Maßnahmen.

Mengenzuwächse beim Absatz von Medizintechnik stoßen an ihre Grenzen. Daher verschieben sich die Geschäfte der Anbieter leicht in Richtung Dienstleistungen, Wartung und Instandhaltung. Steigende Absätze sind jedoch bei Geräten der neuesten Generation zu erwarten, die moderne Diagnose- und Therapieformen ermöglichen und die Effizienz steigern.

Hohe Kosten lösen Sparzwang aus

Wertmäßige Lieferzuwächse stoßen auf einen allgemeinen Sparzwang. Seit Jahren sind die Kosten für Behandlungen und medizinisches Personal in den USA weltweit die höchsten. Diese Kosten haben Sozialbudgets und Patienten zu tragen. Sparsignale senden inzwischen nicht mehr nur die öffentlichen Gesundheitsbehörden und Krankenhausbetreiber aus. Auch die private Versicherungswirtschaft geht strikter mit der Übernahme von Behandlungskosten um. Andernfalls müssten die jetzt schon exorbitant teuren Versicherungspolicen ins Unermessliche steigen.

Hersteller sparen und spezialisieren sich stärker

Hersteller reagieren auf das abflachende Marktwachstum und den Sparzwang im Gesundheitswesen, indem sie unternehmensintern Kosten senken. Dazu werden unter anderem ganze Geschäftszweige verkauft oder in die wirtschaftliche Unabhängigkeit entlassen. Die Unternehmen können sich so auf wenige oder einzelne Produktarten spezialisieren. Parallel dazu fusionieren artgleiche Produzenten oder übernehmen Wettbewerber, um Synergien zu nutzen.

Kleine innovative Firmen sehen zu, von großen und kapitalkräftigen Konzernen aufgekauft und inkorporiert zu werden. Andernfalls dürften sie auf Dauer finanziell kaum überleben können. Ihnen fehlt es an Kapital, weit verzweigten Vertriebsnetzen, Absatzkanälen und an ausreichend großen Marketingbudgets. Nicht ohne Grund dominieren große Konzerne die Medizintechniksparte.

Firmen nehmen für Umstrukturierungen Geld in die Hand

Eine Reihe Unternehmen haben sich 2017 neu positioniert. Dazu gehört der Konzern Abott Laboratories, der seine Medizinoptik-Sparte an Johnson & Johnson verkauft und fast zeitgleich die Unternehmen Alere und St. Jude Medical übernommen hat.

Die Boston Scientific hat wiederum den Schweizer Hersteller Symetis SA erworben. Und BioSip Technologies unterzeichnete mit einem wichtigen Großkunden, der Mayo Clinic, einen Kooperationsvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren.

 

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